Buenos Aires……..Santa María del Buen Ayre

Nun endlich muss ich mal etwas zu dieser Stadt sagen…….hab es mir sozusagen als Tophit und Highlight aufgehoben, um in aller Ruhe etwas auszubrüten!  Sie ist Hauptstadt und das politische, kulturelle, kommerzielle und industrielle Zentrum Argentiniens. Der Name kommt von einer Schutzheiligen der Seefahrer, Santa Maria del buen ayre, (span: Heilige Maria des Guten Windes), nach der die Gründer sie benannten.

Die nackten Fakten aus Wikipedia:

Verwaltungssitz Buenos Aires
Fläche 200 km²
Einwohner 2.746.761
(2005)
Einwohner
Metropolregion Gran Buenos Aires
11.548.541 (2005)
Bevölkerungsdichte 13.531 Einw./km²
Geografische Lage 34° 36′ S, 58° 23′ WKoordinaten: 34° 36′ S, 58° 23′ W (Karte)
Höhe 25 m

11 Millionen Einwohner – das ist natürlich nur eine Schätzung, es sind so zwischen 11 und 13 Millionen im Großraum wahrscheinlich! Dabei sieht die Stadt gar nicht so großstädtisch aus, das erste, was schon aus dem Flieger auffällt:

Buenos Aires ist eine GRÜNE Stadt!!! Die breiten Avenidas sind fast alle Alleen, und das ist nicht nur gesund, sondern auch sehr schön anzuschauen! Mir fällt keine vergleichbare brasilianische Stadt ein! Vielleicht ….eventuell….São Paulo?   Ich weiß nicht, wie sie es hingekriegt haben, solche Avenidas zu bauen, in denen nicht jeden Abend der Verkehr erstickt! Wenn ich da allein schon an Balneário Camboriú denke…………………dieser ganz normale abendliche Wahnsinn……

Wir kommen jedenfalls voller Neugier, nach diesem wunderbaren Patagonientrip, wieder in der Zivilisation an:

Am Sonntag –  18. März 2012  –   Flug nach Buenos Aires, wo wir gegen Abend einschweben. Am Airport  mache ich mir erst mal das Vergnügen, meine grässliche, hässliche, unförmige dicke Jacke loszuwerden, die ich im Apartment in Balneário Camboriú gefunden und in Ermangelung einer wärmenden Alternative mitgenommen hatte. Ich hänge sie über den Mülleimer, und keine fünf Minuten später rollt ein „garí“ mit der Mülltonne herbei, ein kurzer Rundumblick, schwupps, Deckel auf, Deckel zu, weg ist sie! Sicher meint er, ein Schnäppchen zu machen, sorry hermano, ist nix drin. Aber ich bin das hässliche Ding los und habe wieder Platz im Koffer!

Wir fahren wieder ins gleiche „Hotel Meliã“ im Stadtzentrum, ruhig gelegen und zentral. Vom Zimmer aus ein Blick in „unsere Strasse“, wie in Europa, Cafés und Restaurants, Leben auf der Strasse.

Um die Ecke ist gleich die Lieblingsstraße der Brasilianer, wie wir später herausfinden, die Calle Florida mit den Geschäften für die brasilianische Lieblingsbeschäftigung: SHOPPING! Aber WIR sind ja nicht nur deswegen dort!

Abends wieder zum Asado … ins Las Nazarenas Asador Criollo, aus Bequemlichkeit, und es war ja nicht schlecht beim ersten Besuch! Aber ich bleibe dabei: ein brasilianisches Churrasco ist unübertroffen!

Am nächsten Morgen begierig zur Stadtrundfahrt. Mit einer Agentur – und mit dem Bus, das ist am effektivsten, und man hat gleich einen ungefähren Eindruck der Stadt! Im Touribus ca. 15 Leute, japanische Brasilianer, Peruaner und indische Kanadier, ein bunter Haufen! Stadtrundfahrt von RETIRO nach PALERMO, dort ist u.a. der Friedhof RECOLETA, wo auch Evita Peron begraben liegt. Dann zur Plaza de Mayo, wo während der Diktatur die Mütter der politischen Gefangenen mit weissen Kopftüchern gegen die Inhaftierungen und Willkür protestierten, dort stehen jetzt die Veteranos aus dem Falkland / Malvinas – Krieg und kämpfen für ihre Anerkennung!

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Auf der anderen Seite der Plaza die CASA ROSADA, der Regierungssitz der Präsidentin Christina Kirchner.

Casa-Rosada-buenos-aires

Im Übrigen steht hier in der Stadt auf jedem Quadratzentimeter ein Denkmal oder Monument! Und eine weitere Auffälligkeit: Hundeausführer scheint hier ein begehrter Job zu sein, überall sieht man Leute mit bis zu zehn Fifis an der Leine, und sie heben auch brav die Hundekacke auf, nicht wie bei uns in Deutschland……

Weiter nach SAN TELMO, Buenos Aires hat 48 Stadtteile und ca. 3 Millionen Einwohner! Aber nicht solche Verkehrsprobleme wie Brasilien, die Avenidas in Buenos Aires sind z.T. ACHTSPURIG … in eine Richtung! Beeindruckend….! In SAN TELMO finden wir das kleine Sträßchen CAMINITO, ein arme-Leute-Viertel: Wellblech und grellbunt gestrichene Häuser, sieht sooo schön aus und zieht Touristen aus aller Welt an, auch uns, und wir fotografieren ausgiebig!

Auf dem Rückweg läßt man uns am Shoppingcenter GALERIA PACIFICA in Hotelnähe raus, es gibt alle Markennamen dieser Welt, aber ganz unbrasilianisch interessiert es uns momentan nicht so!

Wir fahren lieber nochmal nach PUERTO MADERA und sehen uns die tolle Brücke des spanischen Architekten SANTIAGO CALATRAVA VALLS an, die „Puente de la Mujer“, die elegante „Frauenbrücke“! Ich bin ein Fan von ihm seit meiner Begeisterung für die „Estação Oriente“, den Bahnhof in Lissabon! Er ist ein Genie!!!!

Am nächsten Tag zum Trödelmarkt „Mercado de Pulgas“, Art Deco und Thonet und viele Kristallleuchter… dann aber ein weiteres Highlight und lange geplanter Besuch im MUSEO EVITA PERÓN !!! Untergebracht in einer wunderschönen alten Villa, eine Heldenverehrung sondergleichen, aber auch ein Stück argentinische Geschichte!

Evita Peron

Geboren 1919 in Los Toldos, zweite Frau des Präsidenten Juan Perón, uneheliches Kind, mit 15 Jahren geht sie nach Buenos Aires und schlägt sich dort durch, trifft dort irgendwann Juan Perón, den sie 1945 heiratet und der 1946 Präsident wird! Die einfachen Menschen verehren sie, die reiche Elite hasst sie. Sie gründet eine Armenhilfe und die Eva Perón – Stiftung. Großen Einfluss hatte sie auf die Rolle der Frau in Argentinien, mit ihrer Hilfe erlangten Frauen 1947 das Wahlrecht. 1952 stirbt sie mit 33 Jahren an Krebs, ist aber bis heute eine Legende geblieben! Im Museo laufen Filme über ihre Projekte, Ferienlager für arme Kinder z.B., Ausbildung von Krankenschwestern, eine enorme Propagandamaschinerie, sie hatte die Selbstinszenierung voll drauf! Und dann die Beerdigung, ganz Buenos Aires muss dort gewesen sein, Tonnen von Blumen, weinende Menschen! Interessant! Auch ihre Kleider werden im Museum gezeigt und immer noch Devotionalien verkauft!!!! Und man kann alte Filme sehen, schwarzweiß….interessant!

Abends Pflichtprogramm:   TANGO ARGENTINO!!!!!!

Tango

Wir haben gebucht, volles Programm im MADERO TANGO, für 140 $ inklusive großes Abendessen mit Wein, Abholung im und Rückfahrt zum Hotel!!!!!! Und Foto und CD! Going in Style! Once in a lifetime! Am Nachbartisch Brasilianer aus Caruaru / Pernambuco, nett, wir kommen ins Gespräch und tauschen Adressen aus. Um 20.30 h gibt es Abendessen, die Show beginnt um 22 h. Ist schon ein toller Tanz, so diszipliniert und trotzdem mit Pfeffer… Es gehört wohl zu einem Argentinienbesuch dazu. Man kann dort sogar Tangounterricht nehmen, aber das wäre wohl eine gewisse Überforderung für „einen von uns“……

So freundlich und liebenswürdig wie die Brasilianer sind sie übrigens hier NICHT, besonders im Service geht es eher deutsch zu. Aber eine schöne Stadt und wie gesagt: grün…grün…grün, nicht nur Alleen en masse, sondern auch überall begrünte Balkone und Dachterrassen. Sehr europäisch, Strassencafes und -restaurants, guter Espresso, gute Shoppingmöglichkeiten. Kaufe mir eine Handtasche, Carpichon, Wasserschwein, wenn auch mit schlechtem Gewissen. Verzeiht mir, ihr süßen Viecher…

Und dann sind die paar Tage Buenos Aires auch schon vorbei. Ich hätte nichts gegen einen erneuten Besuch, sehr schöne Stadt! Am 21.3. droht der Rückflug über Porto Alegre. Abholung 8.45 h, obwohl der Flug erst mittags geht, hier muss man DREI Stunden vorher am Airport sein. Langer Aufenthalt in Porto Alegre, erst um 18.40 h Landung in Floripa, nach einem turbulenten Flug, bei dem ich mich dann immer wieder frage, wieso ich nicht zu Hause bleiben kann.

Home again. Und Freude über eine erlebnisreiche Reise zum Ende der Welt!!!

Minas Gerais

UM CADIN MIÓ


 Já rodei muito na vida,
Quase o Brasil inteiro
Estradas do norte e do sul

Sem ter nenhum paradeiro.
Mas vou contar uma coisa
E nisso sou bem verdadeiro
Se o mineiro sai de Minas
Minas nunca sai do mineiro

E não pode sair mesmo
Digo de um jeito maneiro
Depois de conhecer o Brasil
Eu posso dizer bem faceiro
Que quem conhece Minas,
Conhece o Brasil inteiro
E orgulhar-se de ser de Minas
É orgulhar-se de ser brasileiro.

Veja o Norte de Minas
Igual a cearense Icó
Tanta seca e pobreza
Que faz qualquer um sentir dó
Aquele calor e secura
Lembra o sertão Seridó
Ali é praticamente o Nordeste.
Só que “um cadinho mió”
Sim, Minas também tem nordeste
Jequitinhonha, dizia minha avó.
Gente aguerrida e guerreira
Que sempre aguenta o jiló
Mas que sabe descansar sossegado
Pescar, esperar o anzol.
Parece o povo baiano
Só que um “cadinho mió”.
Mas é no vale do Mucuri
Que a terra parece de um faraó
Lá tem gente honrada e honesta
Que não vai para o xilindró
Lá o pessoal aproveita de tudo
Dá valor até ao mocotó
Parece muito a Paraíba
Só que é um “cadinho mió”


E o povo do nosso Rio Doce
Povo moreno queimado do sol
Mas que trabalha na terra
Quieto poupando o gogó
Naquelas terras bonitas
Canta alegre o curió
É um pedaço do Espírito Santo
Só que um “cadinho mió”.

E na zona da Mata
Antes, lá era o cafundó.
Hoje tem gente que pensa
Que lá só é festa: samba, baião, carimbó
Mas lá se trabalha bastante
Não pense que é só futebol
Lá é igual o Rio de Janeiro
Só que um “cadinho mió”.


E o nosso sul de Minas
Perseverante como o profeta Jó
Gente que não teme o trabalho
Num labor de sol a sol
Terra de gente importante
Vestida de gravata e paletó
Parece o povo paulista
Só que um “cadinho mió”.


E o povo cafeeiro
Com os pés sujos de pó
Não têm medo de nada
Neles ninguém dá o nó
Café com leite no Brasil
É o nosso grande xodó
Parece o sul de Brasil
Só que um “cadinho mió”


O povo do Triangulo
Que usando um braço só
Derruba um boi pelo chifre
Faz dele um simples totó
È um povo esperto e matreiro
Que não perde tempo fazendo filó
Igual o povo do Mato Grosso
Só que um “cadinho mió”.


E nas nossas Cidades Históricas
Tudo no estilo rococó
lugar de gente ilustre
Tiradentes, Juscelino, Zé Arigó
Terra de revolução e de luta
Inconfidência, revolta, quiproquó
Poderia ser a capital do país
Só que um “cadinho mió”


E no Alto Paranaíba
Café, pães de queijo e de ló
De frutas gostosas, o abricó
Lugar de aves campeiras
A ema, o pavão, o carijó
Lugar de festas famosas
Rezas, danças, forró
Parece muito Goiás
É só um “cadinho mió”.


Se em Minas está o Brasil
Em Belo Horizonte o Brasil é um só
Mineiro de todos os lados
Juntos, amarrados com grande nó
Aos pés da serra do curral
Pertinho da serra do cipó
Não deve nada pra nenhuma capital
Só que a nossa é MUITO E MUITO MIÓ.

Zurück in die 2. Heimat!

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Ein halbes Jahr nach unserer Rückkehr nach Deutschland 2013 haben uns das Heimweh und das deutsche Wetter zurück getrieben in die zweite Heimat Brasilien!

Eigentlich hätten wir bis Juni Zeit gehabt, das Rückflugticket zu nutzen, aber der Horror vor dem WM 2014 – Rummel und den erwarteten und wahrscheinlichen Preiserhöhungen ließ uns kurzerhand den Flug antreten. Auf der Agenda diesmal ein Besuch bei unseren lieben Freunden in Balneario Camboriu und der obligatorische RIOaufenthalt, das ist ein Muss. Außerdem geht es mal wieder nach >Recife und selbstverständlich nach Minas, d.h. nach Ouro Preto zu unseren Teutobrasileiros Uschi und Hubert!

Am 21. Januar 2014 geht der Flieger, 20.00 h ab Frankfurt mit der TAM nach Sao Paulo und Florianopolis. Damit wir nicht übermütig werden breche ich mir am 6.1. erst mal den Knöchel, bei einer hektischen Einkaufstour wegen abendlichem Besuch! DAS hat noch gefehlt! Aber was ist das gegen eine Brasilienreise, Zähne zusammen gebissen und durch, ohne Gips – Gott sei Dank – weil nur die Fibula an einer Stelle gebrochen ist, wo sie sich nicht „dislozieren“ kann! So komme ich immerhin zu einer Fahrt mit dem Wägelchen durch den Airport und muss nicht kilometerlang bis Gate 48 zu Fuss laufen…. Kurze Beschreibung eines wie immer grauslichen Fluges: Voll, schmuddelig,  Turbulenzen, Rattenfrass, Betonlandung um 4:45 h, aber Anschluss nach Floripa um 7:55 h bei strahlendem Sonnenschein und wunderbarem Blick auf die Coastline und Balneario!!!! Gegen 11 h sind wir bei unseren brasilianischen Freunden! Abends erwartet uns ein wie immer traumhaftes Churrrasco von Maitre Ilton mit Linguica, Alcatra und Picanha…….wir sind wieder zu Hause!

Am nächsten Morgen holen wir tatsächlich endlich unsere brasilianische „carteira“ ab, mit der erlösenden Aufschrift: PERMANENTE, das heisst wir haben unsere permanente Aufenthaltsgenehmigung für unsere Zweitheimat und können theoretisch ohne Visum bleiben, so lange wir wollen! Ein gutes Gefühl! Abends Treffen mit den LIONS-Freunden in Itajai im „Beti Bistro“, ausgesucht von Celio natürlich, sehr hübsch, voll mit antikem Krimskrams und den für mich ersten und einzigen GUTEN „bolinhos de bacalhau“, keine Schalen und Gräten und sehr kross….köstlich. Auch ein Besuch in unserem Lieblingsrestaurant darf nicht fehlen, mit amigo Sergio in die „Oficina do Sabor“….

Nach wunderbaren nostalgisch angehauchten Tagen geht es weiter, nach RIO DE JANEIRO! Am 29.1. um 10.50 h mit AZUL, einer kleinen feinen Airline, ab Navegantes. Und dann das: mein ganzes Leben lang habe ich mich geweigert, in eine Propellermaschine zu steigen, und dann sitze ich in dem Flieger und denke es ist ein Embraer – Jet, bis ich plötzlich aus dem Fenster schauend auf ROTORBLÄTTER blicke……….ich denke mich trifft der Schlag! SCHOCK! Und ich kann nicht mehr RAUS!!!!!!! Zum ersten Mal in meinem Leben ein Propellerflieger ….. und natürlich ist der Flug mit der Gurke auch noch länger als mit einem Jet! Unerwarteterweise überlebe ich und finde es nicht mal schlimm, aber das schöne Wetter kommt auch sehr entgegen, ich möchte nicht wissen, wie das bei Regen und Sturm aussähe!? Von Sao Paulo mit dem Jet nach Rio in 45 Minuten…..relief! Der Anflug wie immer ein emotionaler Moment, Blick erst auf die Serra dos Orgaos, dann auf die Baia, den Cristo und das Maracana, die Brücke nach Niteroi, alles … was für eine wunderbare, wunderschöne geliebte Stadt, cidade maravilhosa!

Der Taxifahrer ist mufflig (ist der wirklich Brasilianer?) und weiss dann auch nicht, wo in Copacabana die Rua Saint Roman ist, allerdings kann man es fast verstehen, das ist nämlich eine besondere Adresse, in der FAVELA CANTAGALO! Wir haben zwei Nächte in der favela gebucht, habe ich im Internet gefunden, nach einem Fernsehbericht. Unseren brasilianischen Freunden standen vor Entsetzen die Haare zu Berge, aber wir wollten das mal erleben, Rio aus einem anderen Blickwinkel! Nicht immer nur erste Reihe Luxus in Copacabana!

Mit Hilfe des Navi fanden wir dann die Adresse, mussten aber dann am Fuße einer Treppe aussteigen und eigentlich unseren ganzen Krempel hoch zur POUSADA FAVELA CANTAGALO schleppen. Es fand sich aber ein rabenschwarzer, etwas zerzauster junger Mann, der sich sofort  anbot, die 45 Kilo die vielen Stufen hinauf zu wuchten. Ich hatte zwar insgeheim leichte Bedenken, er würde im Eilschritt mit unseren Koffern türmen und uns alte Gringos locker abhängen, aber völlig unbegründet!

Die Pousada liegt an einem steilen Hang mitten im Gewirr der Gassen, die Zimmer sind klein, haben einfache Bäder mit Chuveiro, aber es gibt eine wunderbare Dachterrasse samt Blick über Copacabana bis zum Meer….und über die Favela. Es ist wie Kino, wohin man schaut ist Leben, und LÄRM! Hundegebell, Musik, Geschrei, Lautsprecher, Tag und Nacht bleibt das so! Aber wie wir wissen sind Brasilianer dagegen immun! Die Besitzerin ist LIGIA, eine nette junge Frau, Farbton wie in den Favelas üblich, sie hat es intelligent angestellt und in den schlechten Zeiten, in denen die Drogenbanden dort herrschten, ihr Wohnhaus und die Pousada gekauft, nun profitiert sie von der Befriedung und den meist ausländischen, neugierigen Touristen. Irgendwann in naher Zukunft wird das eine „gute Gegend“ werden, da bin ich sicher, wer kann sich momentan Copacabana „unten“ leisten, kaum jemand!?


Auf den Dächern der unverputzten und aneinander hängenden Ziegelhäuser stehen Kinder und lassen Drachen steigen, überall wird gearbeitet, gebaut, wieder ein neues Haus an den Berg geklebt! Die Favela ist „pacificada“, befriedet, aber trotzdem laufen überall Militärpolizisten mit Maschinengewehren im Anschlag durch die Gassen, da wird einem schon anders, aber nur wegen der berüchtigten „balas perdidas“, Querschläger bei Schießereien, die meistens Unbeteiligte treffen…

Abends gehen wir zu Fuss runter nach Copacabana, zur allabendlichen Caipirinha und einer Picanha mit arroz und feijao……köstlich. An uns vorbei wandern Touristenströme, die meisten sind leicht auszumachen, sie klammern ihre Handtaschen an sich – anstatt sie im Hotel zu lassen. Ich nehme nie etwas mit, außer ein bisschen Bargeld in der Hosentasche. Gegen 23 h zurück in die Favela, mit dem Taxi bis an die Treppe, dann zu Fuss nach oben. Der Taxifahrer traut seinen Augen nicht, als wir aussteigen und wartet erst mal, bis wir hinter einer Hausecke verschwinden. Aber wieder versucht keiner, uns zu berauben oder zu ermorden. Die Bewohner sind übrigens auffallend kommunikativ und freundlich, alle grüßen und versichern uns, dass wir keine Angst haben müssen, hier wäre alles „tranquilo“, und so verschwindet dieses anfängliche mulmige Gefühl. Es gibt übrigens eine Art Bürgerzentrum, das über einen Lautsprecher, der Tote erwecken könnte,  Nachrichten aus der Kommune verbreitet.

Am nächsten Morgen frisch ausgeruht, ein Gecko hat uns nachts beschützt, aber nicht alle Mücken erwischt. Frühstück auf der Dachterrasse, traumhafter Blick über Copacabana, schlechter Kaffee aber gute Vitamina.

Heute wollen wir ein bisschen „Tourismus machen“, gemächlich gehen wir den Hügel runter, die Polizei läuft Streife, schwer bewaffnet, so ganz ohne geht es wohl doch noch nicht. Wir finden direkt ein Taxi und fahren erst mal ins Zentrum, zur BIBLIOTECA REAL GABINETE PORTUGUÊS DE LEITURA in der Rua Luis de Camões, mit einer wunderbaren manuelinischen Fassade ist es eine Bibliothek mit ca. 350 000 Werken portugiesischer Literatur, 1837 von portugiesischen Einwanderern gegründet, mit einem beeindruckenden Lesesaal und farbigen Glasfenstern in der Decke. Dort steht auch ein originaler Spix und Martius, leider konnten wir die dicke Schwarte nicht wegen größerer organisatorischer Probleme anschauen….

Zu Fuss anschließend an der Kathedrale vorbei zu den ARCOS DA LAPA, dem großen Viadukt, und quer über den Platz zu der ESCADARIA SELARÓN, benannt nach Jorge Selarón, einem 1947 geborenen chilenischen Künstler, der seine Heimat aus politischen Gründen verlassen musste. Es ist eine Treppe, die an seinem Haus vorbeiführte, mit etwa 250 Stufen und einer Länge von 125 m und bestehend aus bunten Fliesen, Keramik und Spiegelstücken, u.a. sehe ich eine Kachel aus Heidelberg! Aus der ganzen Welt schickte man ihm Fliesen zu, die er in der Treppe verarbeitete, viele in den Farben der brasilianischen Flagge. Auch Bilder hat er dort eingearbeitet, er malte haufenweise schwangere Frauen, angeblich musste er seine schwangere Frau in Chile zurücklassen und hat sie nie wiedergesehen. Einer der „mobilen“ Verkäufer an der Treppe erzählte mir, er habe sich 2013 auf seiner Treppe das Leben genommen und sei dort tot gefunden worden. Sein Lebenswerk aber ist inzwischen eine der Attraktionen in Rio!

Unser nächstes Ziel ist eine weitere Attraktion der Stadt, das MAR, Museu de Arte do Rio an der Praça Mauá, eine gelungene architektonische Verbindung von altem (Palacete Dom Joāo VI) und neuem (Terminal rodoviário Mariano Procópio) Museumsgebäude durch die wellenförmige Dachkonstruktion… toller Blick vom Dach, dann kann man sich von einem Stockwerk zum anderen durch die Sammlung nach unten kämpfen.

Ganz begeistert war ich von einem Maler: Lula Cardoso Ayres (1910 – 1987), geboren in Rio Formoso / Recife, seine Familie war im „Zuckerbusiness“, klar, Pernambuco, aber seine Liebe galt der Malerei! Hübsche Bilder in den unterschiedlichsten Stilen…..

Angeblich gibt es in RECIFE ein Museum mit seinen Bildern, aber, um es gleich vorweg zu nehmen, es ist uns später dort nicht gelungen, es zu finden. SO gehen sie mit ihren Künstlern um, sie verschwinden in der Versenkung!

Übrigens eine Bemerkung zum Eintritt: Für Leute über SECHZIG ist der Eintritt ins Museum FREI !!!!!! Das ist Brasilien! Als IDOSO hat man es hier gut, in Balneario Camboriu kann man z.B. umsonst parken und in der Bank oder Post kann man eine Extranummer ziehen, die flicken dann die Senioren immer zwischen die Leute in der Schlange oder es gibt sogar eine Extraabfertigung! Ebenso am Flughafen, da gibt es extra „filas“ für Senioren! Nicht wie im Rest der Welt, wo man sehen kann wie man zurecht kommt!!!!
HUT AB!!!!!

Weiter auf unserem Tourismus-Trip!
Trotz vieler Aufenthalte in Rio waren wir noch nie im Theater, erbaut 1909!

Dabei sieht es doch sehr ansprechend und interessant aus, vor allem nach der Restaurierung! Um die Mittagszeit gibt es eine Führung. Sehr viele Leute. Aufteilung in zwei Gruppen und los. Schon die Lobby ist sehr beeindruckend, Wandfriese in Keramik, überall Marmor, besonders schön ein grüner an der Treppe. Wunderbare Lampen im Jugendstil!   Prächtige Glasfenster und Deckengemäde, der Zuschauerraum dagegen fast spartanisch!! Am Anfang der Führung stand übrigens ein Film über die Restaurierung des Theaters, es muss in einem grauenhaften Zustand gewesen sein! 350 Restauratoren und viel Blattgold haben es wieder zu einem Schmuckstück gemacht!!!!

Nach unserem Wochenende in der Favela ziehen wir dann wieder in die gewohnte Umgebung in Copacabana… mal wieder ins OTHON PALACE. Im Bett liegend lasse ich mir nochmal den Aufenthalt in CANTAGALO (=“Hahnenschrei“ übrigens) durch den Kopf gehen! Die Hunde die ständig kläffen, der Dreck überall, es riecht nach Pisse in den engen Gassen, überall schreit jemand rum, Wasser ist ein Problem, wie die gräßliche Tröpfeldusche zeigt, katastrophale Elektroleitungen, die überall blank liegen, alles muss man zu Fuss hochchleppen, die Leute sind meistens arm und bezeichnenderweise schwarz………….aber nachdem die Polizei aufgeräumt und die Favela befriedet hat haben die Leute enorm an Lebensqualität gewonnen. Die Luft ist besser da oben, die Aussicht sowieso, es gibt Bäume und Grün, die Kinder können sich dort austoben, wie viele haben wir gesehen, die dort von den Dächern aus Drachen steigen lassen, die Leute sind freundlich und grüßen, anscheinend sorgt die „Associacão dos Moradores do Cantagalo“, eine Anwohnervereinigung, für Zusammenhalt und Information …. per plärrendem Lautsprecher! Es war eine gute Erfahrung für uns, JEDERZEIT WIEDER!!!! Und den etwas wohlhabenderen Brasilianern würde die Erfahrung auch mal gut tun…..

Sonntags finden wir dann auch mal den Weg in die Kirche, wenn auch nur zur Besichtigung. Auf dem Programm steht die MOSTEIRO DE SÃO BENTO. Überwältigender Prunk, Holzschnitzereien und viiiieeel Gold, aber zu duster. Seitenaltäre mit allen möglichen Heiligen.

So sehen sie halt aus, überladen mit dem Gold aus MINAS GERAIS, das es ja auch im Übermaß in die portugiesischen Kirchen geschafft hat!!!

Auf dem Rückweg halten wir noch am Museu de Arte Moderna,  aber aus botanischem Interesse…… UM das Museum herum gibt es eine Attraktion für mich:  Kanonenkugelbäume!!!!! Ich finde sie einfach faszinierend!!!!

Kanonenkugel-Baum (Couroupita guianensis), wunderschöne exotische Blüten und gleichzeitig „Kanonenkugelfrüchte“ am selben Baum!!!!

So etwas gibt es halt nur in den Tropen……………………

DAS war sozusagen das Tüpfelchen auf dem i und die Attraktion zum Abschied, wir verlassen RIO, die „Cidade Maravilhosa“, die „wunderbare Stadt“, immer wieder eine Reise wert! Immer wieder entdecken wir Neues und genießen trotzdem das Bekannte!!

Weiter geht es mit dem Omnibus, dem Hauptverkehrsmittel in Brasilien würde ich denken, morgen früh zu nachtschlafender Zeit mit UTIL nach OURO PRETO!!!!!!!!

Aber das ist eine andere Geschichte!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

Seufz…………………Abschied vom pais tropical……………….

Unglaublich, fast fünf Jahre in Deutschland und kein Wort mehr auf dem Blog!

Kaum betritt man dieses gelobte Land überfällt einen die deutsche Hektik!

Dabei fehlt noch ein Beitrag über Buenos Aires……und den Abschied von Brasilien………..

 

Kaffee und Zuckerrohr…………… produtos da terra brasileira

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Im November 2012 war wieder mal ein Besuch in Minas Gerais bzw. Ouro Preto fällig, diesmal verbunden mit einer anschließenden Tour zu einer der vielen alten Kaffee-Fazendas, die es in den Staaten Minas Gerais, São Paulo und Rio de Janeiro gibt! (Irgendwann muss ich auch noch einen Bericht über Ouro Preto schreiben, als Abschied, die Stadt die ich sehr liebe und die ja auch mal meine Heimat war….)

Man hat so viel von den Fazendas und deren glorioser Vergangenheit gehört, da will ich sehen, was davon übrig geblieben ist! Im Internet haben wir uns eine ausgesucht, die Fazenda da Cachoeira in der Nähe der Stadt Santo Antonio do Amparo / MG. Anschließend wollen wir dann über São Paulo zurück nach Hause fahren.

Kaffee war zunächst nur in Afrika und Arabien verbreitet, aber man kam bald auf die Idee, ihn in anderen geeigneten Regionen zu kultivieren. Die erste Anpflanzung außerhalb Afrikas und Arabiens geschah durch van Hoorn, der als Gouverneur von Niederländisch-Indien 1690 in Ceylon und 1696 (oder 1699) auf Java erste Versuche anstellen ließ. Die dort verwendeten Pflanzen stammten aus Arabien. Von diesen Plantagen gelangten 1710 mehrere Exemplare nach Europa und wurden hier in verschiedenen botanischen Gärten kultiviert, zum Beispiel in Amsterdam, wo erstmals ein Kaffeestrauch auf europäischem Boden gezogen wurde.

1718 brachten die Holländer den Kaffee nach Surinam, die Franzosen 1725 nach Cayenne, und durch die Portugiesen gelangten 1727 die ersten Kaffeepflanzen nach Brasilien, wo wie überall in der lateinamerikanischen Plantagen-wirtschaft afrikanische Sklaven arbeiten mussten, bis zur allmählichen Abschaffung der Sklaverei und des Sklaven-handels. Bereits gegen Ende des 18. Jahrhunderts gehörte der Kaffee zu den am weitesten verbreiteten Kulturpflanzen in den Tropen. Dies ist auch auf die Ausbreitung der europäischen Kolonien zurückzuführen, ohne die die heutige weltweite Verbreitung des Kaffees nicht zu verstehen ist.

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Kaffee-Sträucher benötigen ein ausgeglichenes Klima ohne Temperaturextreme, ohne zu viel Sonnenschein und Hitze. Die Durchschnittstemperaturen sollen zwischen 18 und 25 °C liegen, die Temperatur soll 30 °C nicht überschreiten und darf 13 °C nicht häufig unterschreiten, die Pflanzen vertragen keine Temperatur unter 0 °C. Der Wasserbedarf beträgt 250 bis 300 Millimeter je Jahr, weshalb die jährliche Niederschlagsmenge 1500 bis 2000 Millimeter betragen muss, bei unter 1000 Millimeter im Jahr wird bewässert, bei unter 800 Millimeter im Jahr wird Kaffee nicht angebaut. Robusta-Kaffee benötigt höhere Niederschlagsmengen als Arabica-Kaffee. Viel Wind und Sonnenschein schaden, wogegen Hecken und Schattenbäume angepflanzt werden. Der Boden muss tiefgründig, locker und durchlässig (gut „durchlüftet“), oben humos sowie neutral bis leicht sauer sein.

In der Fazenda hing diese „Klassifikationshilfe „für Kaffee:

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Die Anbaugebiete liegen entsprechend den Ansprüchen zwischen den Wendekreisen, bei Arabica-Kaffee in Höhen von etwa 600 bis 1200 Meter ü. NN., bei Robusta-Kaffee zwischen 300 und 800 Meter ü. NN. Hochlandkaffees (Arabica) haben eine besonders hohe Qualität.  Die Samen (Kaffeebohnen) haben 8 Wochen nach der Fruchtreife die höchste Keimfähigkeit, sie nimmt danach ab. Sie werden vom Pergamenthäutchen befreit und in Keimbetten ausgesät. Die zwei ersten Blätter des Keimlings erscheinen nach 5 bis 6 Wochen. Dann werden die Jungpflänzchen in Behälter umgepflanzt und in Pflanzschulbeeten weiter kultiviert. Im Alter von acht Monaten werden sie in die Plantage gepflanzt, je nach Sorte in Abständen von ein bis vier Meter. Sie werden beim weiteren Wachstum in der Höhe beschnitten, je nach Bedarf auf 1,5 bis 3 Meter. Im Alter von drei bis fünf Jahren ist der Ertrag optimal und bleibt 10 bis 20 Jahre maximal, danach sinkt er. (Wikipedia)

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Soviel zur Geschichte der Kaffeebohne, wir machen uns also am 26.11.2012 von Ouro Preto aus auf, mit einem Abstecher nach Congonhas, wo ich zuletzt in 1974 gewesen bin! Die Stadt ist größer geworden, aber sonst bagunça wie gehabt, wir sind sowieso nur an „Aleijadinho“ interessiert, dem „Krüppelchen“ und berühmtesten Barockbildhauer Brasiliens, geboren 1730 oder 1738 in Ouro Preto als Antonio Francisco Lisboa, Sohn eines Portugiesen und einer Sklavin. Er hat die schönsten Skulpturen geschaffen und sein Meisterwerk sind sicher die Zwölf Propheten an der Kirche Bom Jesus de Matosinhos in Congonhas, die er trotz seiner fortgeschrittenen (wahrscheinlich) Lepra zwischen 1800 und 1805 geschaffen hat! Von der Kirche aus geht es abwärts zu den kleinen Kapellen des Kreuzwegs, in denen ebenfalls Figuren von Aleijadinho bewundert werden können!

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Weiter Richtung Santo Antonio de Amparo, 175 km über eine gute Strasse, Interiorkaff, wir müssen zweimal fragen, bis einer uns den Weg zur Fazenda da Cachoeira  erklärt, zu erreichen über eine Erdstrasse.

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Das Haus ist ein Traum, Kolonialbarock, hohe Decken, die üblichen Minasfenster, riesige Türen, Holzböden, original bemalte Wände, antike Möbel, Oratorios, um das Haus riesige alte Bäume, u.a. blühende Flamboyants und ein Meer von blühenden Agapanthus und Bougainville!

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Man kann sich auf Anhieb vorstellen, welch ein Leben die Portugiesen hier geführt haben müssen und wie der Kaffee und die Sklavenarbeit sie immens reich gemacht haben!

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Wir sind die einzigen Gäste in dem großen Haus und haben alle Räume für uns. Nachmittags zeigt uns die Besitzerin, Miriam, die Fazenda. Ihrer Familie gehört das alles in der fünften Generation, und sie sieht nach wie vor sooo typisch portugiesisch aus!

Abends decken sie für uns in der gemütlichen großen Küche, eine enorme Auswahl an Gerichten, Suppe mit Maismehl, Angú, Reis, Bohnen, Kartoffeln mit Manjericão, Salat und Lasagne, Fazendaessen!

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Kaffee ist heute nicht mehr ihr Hauptstandbein, obwohl sie noch ein wenig organischen und anderen Kaffee anbauen, heute haben sie sich auf Pferde spezialisiert, und zwar auf die brasilianische Züchtung Mangalarga Marchador.

Der Mangalarga Marchador ist eine brasilianische Pferderasse, die auf die Rasse Altér Real der Coudelaria ‚ Landgestüt Altér Real zurückgeht, welche ihrerseits auf der Flucht des portugiesischen Königshofes vor Napoléon (November 1807 – Januar 1808) nach Brasilien kamen. Diese wurden dann mit Berberpferden und, überwiegend von der iberischen Halbinsel stammenden, Arbeitspferderassen, die schon zur Kolonialzeit nach Brasilien gekommen waren, gekreuzt. Eine hübsche zähe Rasse, ich mag vor allem die gescheckten, obwohl sie mir generell zu klein sind (Stockmaß zwischen 1,45 und 1,55 m), ich liebe eher die „teutonischen großen Gäule“!

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Morgens erkunden wir nach ausgiebigem Frühstück die Umgebung, wandern zu einem Wasserfall, mit „botanischen Betrachtungen“, ich interessiere mich immer für alles, was grünt, kreucht und fleucht! Außerdem gibt es unter unseren Zimmern eine Art nach außen offenen dämmrigen Keller, in dem hunderte Fledermäuse hängen, die wir mit unserer Neugier aufscheuchen.

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Mittagessen wieder in der Küche, köstliches Minasessen, Arroz, schwarze Feijão, Huhn mit Orapronobis, einem wie Quiabo leicht klebrigen „Gemüseunkraut“, das auch im mato wächst, Linguiça, die geliebten Churrasco-Würstchen, Salat, eine gute Caipirinha und natürlich…….Kaffee!

Nach dem Essen verabschieden wir uns von Miriam und dem netten Personal, mit einer Empfehlung in der Tasche für eine Schnapsbrennerei in der Nähe! Als Anhänger einer köstlichen Caipirinha bzw. einer guten Cachaça kann man sich ja auch mal die Herstellung anschauen!

Die Destille heisst João Mendes und liegt in 18 km Entfernung von der Fazenda fast an der Hauptstrasse, inmitten kleinerer Zuckerrohrfelder, sie haben bei weitem nicht die Ausmaße wie in Pernambuco.

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Zuckerrohr (Saccharum officinarum) ist eine Pflanze aus der Familie der Süßgräser (Poaceae) und wird dort der Unterfamilie Panicoideae mit etwa 3270 weiteren Arten zugeordnet. Ihr Ursprung liegt in Ostasien, heute wird sie aber in allen klimatisch geeigneten Regionen angebaut. Die Pflanze ist der wichtigste Rohstofflieferant für die Herstellung von Haushaltszucker (Saccharose) und in wachsendem Maße auch für die Herstellung von Bioethanol.

Nach der Einfuhr der ersten Zuckerrohrschösslinge durch Columbus entwickelte sich die Karibik seit dem 16. Jahrhundert zur Hauptanbauregion für Zuckerrohr und Rohrzucker zum Hauptaußenhandelsprodukt der europäischen Karibik-Kolonien. Der Anbau von Zuckerrohr setzte ebenfalls eine enorme Nachfrage nach Sklaven in Gang.

Zuckerrohr wächst in subtropischen und tropischen Klimata. Um ordentlich gedeihen zu können, braucht das anspruchslose Zuckerrohr Temperaturen zwischen 25 und 30° – ist es kälter, verlangsamt sich das Wachstum, unter 15°C wächst die Pflanze nicht mehr. Der Wasserbedarf der Pflanze ist sehr hoch – es darf aber nicht stehen, da sonst die Pflanze fault. (Wikipedia)

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Netterweise können wir uns in aller Ruhe den kleinen Betrieb von João Mendes anschauen, vom Auspressen des Rohrs bis zum Endprodukt.

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Das Zuckerrohr wird ausgepresst und sieht dann aus wie Putzwasser, nicht sehr appetitlich, dann wird es vergoren und destilliert – und schließlich kommt die köstliche klare „Pinga“ aus der Destille………in den Eimer……

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……..in die Flasche oder in das Fass!

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Und in den Verkauf!

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Und mit dem bagaço, mit den ausgequetschten Pflanzenresten, wird die Destille befeuert! Und so schließt sich der Kreislauf! Natürlich nehmen wir uns noch eine Kostprobe mit und denken, völlig nüchtern, doch an den marchinha de carnaval: Cachaça ist kein Wasser!

Cachaça Não É Água

Marchinhas de Carnaval

Você pensa que cachaça é água?
Cachaça não é água não.
Cachaça vem do alambique
E água vem do ribeirão.

Pode me faltar tudo na vida:
Arroz, feijão e pão.
Pode me faltar manteiga
E tudo mais não faz falta não.

Pode me faltar o amor
(Disto até acho graça).
Só não quero que me falte
A danada da cachaça.

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Silvester 2012 / 2013 in Balneário Camboriú

Under viertes Silvester in Balneario……unser letztes?

You never know!

Als Erinnerung ein paar Bilder vom Abend, wir sind so gegen 20 h runter an den Strand, um neugierig nach den emsigen Vorbereitungen für die lange Nacht zu sehen.

Ungewöhnlich, die Skyline soooo hell erleuchtet zu sehen, man sieht sofort, dass sehr viele Leute da sind! Volle temporada!!!! Dazu noch die neuen Straßenlaternen, die den Strand und den Bürgersteig mit seinen Kiosken in ein weißes Licht tauchen:

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Tagsüber haben die Leute schon ihre Zelte aufgebaut, wer zuerst kommt, mahlt zuerst!!!!

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Gegen 23 h wird es langsam Ernst, der Strand füllt sich! Zelte, Stühle, Tische, riesige Styropor-Cooler werden angeschleppt, und die entsprechende Atzung!

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Draußen auf dem Meer sieht man im Mondschein die Pontons liegen, von denen das Feuerwerk abgeschossen wird, diesmal sind es sogar sechs Stück!

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Um Mitternacht der Countdown der Menschenmassen ………….und unter großem Ooooooooooh und Aaaaaaaaaah fängt das Feuerwerk an!

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Da wird geklotzt, nicht gekleckert, ich habe immer das Gefühl, sie wollen es mindestens so schön wie in Rio an der Copacabana haben!

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Und dann die Überraschung für unsere Touristen: zack ist der Strom weg an der Barra Norte, also hier bei uns!

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Nun ja, es hat auch Vorteile, man sieht das Feuerwerk umso besser!

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Zum Schluss nochmal alles was die Rohre hergeben:

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Wir sitzen gemütlich mit unserem Bairrada – Sekt auf der Sacada und schauen dem Treiben von oben zu! Das ist immer noch die beste Art…. wie im Kino!!!!!!!!!!!!!

Happy New Year 2013 !!!!!!!!!!!!!

Für uns wird’s wieder mal ein spannendes Jahr!  Que sera sera……………

Verfluchte Technik…..??????

Patagonien ……..Gletscher, Berge und Guanacos

Eigentlich wollte ich gar nicht so unbedingt mitten im Sommer vom Strand weg in die Kälte, aber dann wurde mir die fertige Reise unterbreitet und es siegte doch die Neugier auf das Land am Ende der Welt !!!

Und so landet auch mal ein nichtbrasilianisches Highlight in diesem Blog!

Am 11. März 2012 um 14.30 h statt planmäßig um 13.00 h dann wieder der unvermeidliche Flug, zuerst nach BUENOS AIRES / Argentina, direkt von Florianopolis mit AEROLINEAS ARGENTINAS. Auf dem Rasen an der Runway stehen diese blöden Quero-Quero Vögel rum, die müssen doch völlig taub sein inzwischen? Meine Begeisterung wird durch den gammeligen Zustand der Boing 737-500  nicht gerade gefördert, muss ein ausrangiertes deutsches Stück Blech sein, auf dem Sitz vor mir steht: Schwimmweste unter Ihrem Sitz! Lunch ist ein Brötchen mit Käse und Schinken, diese genussfreie Pappe scheint inzwischen Standardverpflegung für die Fluggäste dieser Welt zu sein!

16.20 h Anflug und Landung in BUENOS AIRES auf dem Stadtflughafen, erster Eindruck von oben: sehr grün!!!!!!!! Rumpellandung und die anwesenden Argentinos applaudieren und skandieren begeistert „AR-GEN-TI-NA“  – als ob sie aus der sibirischen Verbannung kämen! Naja…die Brasilianer mögen sie ja nicht so, vielleicht war es so ähnlich?

Am Airport nicht EINE deutsche oder internationale Zeitung, also in einer Hauptstadt hätte ich das eigentlich erwartet. Nun, ging ja auch bisher ohne! Das einzige deutschsprachige Blättchen ist das „Argentinische Tageblatt“, anscheinend für expatriates und heimwehkranke Deutsche, Österreicher und Schweizer.

Beide Koffer sind da, ist doch ein guter Anfang. Wer nicht da bzw. nicht pünktlich ist, und das wird auch weiterhin so so bleiben, ist unser Transporteur. Irgendwann erscheint dann doch ein muffliger hermano (nana…meine brasilianischen Vorurteile?)  und fährt uns zum Hotel Meliã, mitten in der Stadt in der Reconquista, sehr ruhig in einer Seitenstrasse und strategisch äußerst günstig gelegen, wie wir später feststellen. Direkt vor der Haustür Kneipen und Cafés, wie in einer deutschen Fußgängerzone….

Neunter Stock und Freude über die Badewanne, seltenes Vergnügen ……… Wermutstropfen: der Aufenthalt ist kurz, morgen früh um 4.35 h geht es zum Flughafen zurück und zum Flug nach Patagonien ….als Trostpflaster abends ein dickes Steak im nahen Las Nazarenas Asador Criollo, schon von R & G getestet, sehr leckerer chunk of meat! Mal gespannt, ob sie die Brasilianer übertrumpfen können!? Im Eingangsbereich eine große Feuerstelle mit mehreren Hammeln bzw. Lämmchen am Spiess, wir lernen später, dass es die patagonische Art der Zubereitung ist…dazu ein gutes QUILMES, argentinisches leckeres Bier!

Am nächsten Morgen im Dunkeln raus – wie im deutschen Winter – und über die breiten Avenidas mit bis zu acht Spuren in Richtung International Airport EZEIZA. Bisschen Chaos und riesige Schlangen wie wir schon von Brasilien gewöhnt sind, check-in mit unzähligen Ausländern aus allen Windrichtungen. Start um 7.45 h, wieder in so einer alten Rappelkiste, McDonnell – Douglas MD 88….sicher vom Scrapyard irgendwo in der kalifornischen Wüste!!!? Wieso kann ich nicht zu Hause bleiben?

Gut dreieinhalb Stunden Flug quer durch Argentina nach EL CALAFATE / Provinz Santa Cruz. Wider Erwarten schafft es die Schrottmühle im Sturzflug durch die Wolken rumms bums runter auf die Piste. Kurzer Blick auf die Landschaft, kahl, kein Baum, kein Strauch, braun … büscheliger sagebrush? … wie in der amerikanischen Wüste. Mit dem Bus’chen und der Agentur Prestigio, die uns ein paar Tage begleiten wird, ins Hotel POSADA LOS ALAMOS,

in der „Stadt“ nahe der Einkaufsstrasse … gut!!!! Hotel sehr schön und gepflegt, mit viel Einsatz liegt es im Grünen.

Ich bin heilfroh, dass wir nicht irgendwo außerhalb gebucht sind, hier ist eh nix los! El Calafate liegt am Lago Argentino und sieht von Ferne aus wie eine Shantytown in der Steppe, ist aber von nahem ganz hübsch!

Am nächsten Morgen der Schock: es REGNET. Ich bin sauer! Und habe nur eine sehr warme aber nicht regenfeste Jacke, die ich in Balneario im Apartment gefunden habe, wir haben ja keine Möglichkeit, NORTHFACE und JACK WOLFSKIN am Strand zu kaufen!! Werner besorgt zwei Schirme, muss gehen. Mit Prestigio und Anaí, unserer Führerin, sowie einem Kleinbus voll spanisch Sprechender und zwei Amis Fahrt Richtung Gletscherpark PERITO MORENO.

Unterwegs erste Aufklärung über die Gegend, und  die Frucht und den Namen  calafate. Der kommt ursprünglich aus dem Arabischen (kalafa) und über die Seeleute nach Patagonien, wo sie mit dem Harz dieser Berberitzenart ihre Schiffe KALFATERT haben! Ist ja ein Ding! Man lernt nie aus! Die Früchte macht man zu Marmelade, gibt es auch morgens zum Frühstück, fast wie Blaubeeren, und die Indios haben aus den vielen Kernen Mehl und dann Brot gemacht!

Apropos INDIOS. Wieder einmal wurde uns die traurige Tatsache vor Augen geführt, dass die europäische „Herrenrasse“, diese „Krone der Schöpfung“, es bei ihren Eroberungen  immer zielsicher geschafft hat, Ureinwohner grausam auszurotten. In diesem Fall die TEHUELCHE oder AONIKENK, ehemals nomadische Jäger aus Chile, die durch ihre enorme Körpergröße auffielen und durch ihre großen Füße, spanisch PATAGON, so kam das Land zu seinem Namen. Sie sind wohl vollständig vom Erdboden verschwunden, es gibt nur noch einige Mestizen. Es erbittert mich immer, so etwas zu hören, allein der dumme Ausdruck „Südamerika wurde entdeckt“ ist schon Hybris, schließlich gab es überall Ureinwohner vor den Weißen!!!

Am Eingang des Nationalparks erst mal löhnen:  „außersüdamerikanische“ Touristen 100 Pesos (ca. 20 €), feine weitere Unterscheidung:  Brasilianer 60 Pesos und Argentinier 40 Pesos!  El Calafate wurde 1927 gegründet, der Park 1946 eröffnet, seitdem geht es mit der Region bergauf, und wenn ich sehe, was hier an Touris rumrennt würde ich sagen: BOOOOOOOOM! Der Lago Argentino ist 258 Quadratkilometer gross und 2 – 5 °C kalt, der Perito Moreno Gletscher (Weltkulturerbe seit 1981!!!)  ist 5 km breit und 55 bis 60 m, wenn man das Eis UNTER Wasser rechnet sogar bis zu 110 – 117 m hoch …. wir sind bereit!

Unverschämterweise ist ja am 3. März 2012 – dazu noch NACHTS um vier – wo kein Schwein geguckt hat, die Eisbrücke, die sich ständig an der Gletscherzunge bildet, eingestürzt ……..also die paar Tage hätte man ja noch warten können!!!! 😉 Hat es sogar in Deutschland in die Nachrichten geschafft!

Als nächstes geht es mit dem Schiff („Hielo y Aventura“ für 70 Pesos) auf den Lago und in Richtung Eiswand. Leider sehr windig und nieselig, aber egal, was uns erwartet ist GIGANTISCH!!!!

Leider werden Fotos dem wahren Bild ja nie gerecht, aber ich werde versuchen, wenigstens einen kleinen Eindruck von der Schönheit des Gletschers zu vermitteln!

Es ist einfach atemberaubend! Das Eis ist an manchen Stellen fast blau, oder weiss, auch mal durchscheinend, und die Geräuschklisse: es kracht und donnert im Eis drin und man erwartet jeden Moment einen riesigen Abbruch, der uns mit dem Boot umwirft! Fast 60 m ragt die eisige Wand vor uns auf. Unglaublich schön!

Muss jetzt erst mal ein paar von 100 000 Fotos loswerden:

So sah es vor dem großen Abbruch am 3. März wahrscheinlich aus:

Und als wir dort waren war die Brücke weg und es ergab sich ein völlig neues Bild:

Man kann sich gar nicht satt sehen!

Zum Größenvergleich…hinten rechts ein Boot:

Nach der Schiffahrt dann mit dem Bus weiter zu den „pasarelas“ direkt am Gletscher, Stegen und Aussichtsplattformen,von denen man wieder einen anderen tollen Blick hat!

Von dort hat man einen Überblick über den ganzen Gletscher und wenn man Glück hat kriegt man einen gigantischen Abbruch mit, es kracht und knackt und donnert wie ein Gewitter im Eis, dann platzen kleine Stückchen ab (ist wie bei „ICE AGE“  🙂 ) und irgendwann brechen donnernd Tausende Tonnen Eis ab und stürzen ins Wasser, wo es dann „Tsunamis“  gibt, bis die Brocken wieder aus dem Wasser auftauchen und davon schwimmen………

so in etwa:

Wir entscheiden uns daraufhin, auch die anderen Gletscher anzusehen, am nächsten Tag geht es per Programm „Todos Glaciares“ in die „brazos“, die Seitenarme des Lago Argentino und zu den Gletschern SPEGAZZINI, UPSALA sowie noch einmal zu einer anderen Stelle am PERITO MORENO! Das Schiff heisst „QUO VADIS“ (ich hoffe der Kapitän weiss, wohin es geht) und ist ein größerer neuer Katamaran – sehr beruhigend. Was an dieser Fahrt so beeindruckend ist = die Eisberge aller Couleur und Größe, die vor den Gletschern herum schwimmen. In allen Blautönen und in weiss und durchsichtig …. traumhaft schön. Auf dem Deck des Schiffes pfeift der Wind und es ist kalt, aber egal, das sieht man nur einmal im Leben….

Nach diesen überwältigenden Erlebnissen geht es zurück an die Anlegestelle und dann nach El Calafate, ca. eine Stunde entfernt, durch eine schöne Hochlandschaft, die Berge im Hintergrund, ab und zu mal ein Kondor, vereinzelt Estancias …. beeindruckend, aber leben wollte ich in dieser Einöde nicht!

Abends ein kleiner Bummel durch die Geschäfte, dann ins Restaurant „La Tablita“, eine Empfehlung von Anaí,aber mir hat das „Mi Viejo“ mitten im „Dorf“ besser gefallen!

Am nächsten Morgen dann der zweite Teil der Reise: Abfahrt nach CHILE, per Auto, in den Nationalpark TORRES DEL PAINE! Die Fahrt dauert zwischen 5 und 6 Stunden, erst geht es in einem Jeep bis an die Grenze, (dort übernimmt ein anderer Fahrer. ) Unserer ist ein Muffel, der die Zähne nicht auseinander kriegt. Zusammen mit einer stummen Frau  auf dem Beifahrersitz bildet er die stille Post. Gut. Wir sind ja auch noch müde….

Die Strasse ist erstklassig und schnurgerade, irgendwann schläft alles, der Fahrer auch – fast, nur ich natürlich nicht. Blutroter Sonnenaufgang über dieser Einöde – genannt patagonische Steppe – ein paar Pferde, Schafe, kleine Strausse und die ersten Guanacos! Niedliche Kamelverwandte! 8.30 h in LA ESPERANZA, „die Hoffnung“ ….  braucht man hier auch, total tote Hose, aber eine 24h geöffnete Tankstelle.

Gegen 10.30 h biegt Muffi ab und hoppelt über eine Schotterstrasse bis zu ein paar Häusern, das ist die „GRENZE“ zwischen Argentinien und Chile,  in CANCHA CARRERA. Ein Holzhaus, die argentinische Fahne, Militär. Stempel in den Pass, fertig, ein/zwei Kilometer weitergehoppelt bis zur chilenischen Grenze. Die haben schon mehr draus gemacht, Passkontrolle, Gepäck wird geröntgt, nebenan ins Café, wo <America Rosalia Rodriguez Teveni>die Gelegenheit ergriffen hat und Kaffee, Bücher und Andenken verkauft. Unser nächster Chauffeur ist ein kleiner, netter und geschwätziger Chilene – mit der Lady  und zwei englisch sprechenden Paaren geht es weiter in einem Kleinbus! Der Fahrer ist gerne bereit, zum Fotografieren anzuhalten,wir sehen die ersten chilenischen 😉 Kondore, und die Guanacos werden zahlreicher. Sie stören sich nicht im geringsten an Autos oder Menschen, laufen überall herum und springen fast aus dem Stand über jeden Weidezaun!

Gegen 14 h an der Lodge HOTEL LAS TORRES, imposante Lage! Am Fuße der gewaltigen Berge Torres del Paine! Paine heisst in der Sprache der Urweinwohner übrigens BLAU!

Am nächsten Morgen aus dem Zimmer Blick auf kitschig rosa Berge, (von wegen BLAU!), hatte ich schon auf Postkarten gesehen und dachte sie wären koloriert!?

Das Hotel mag am Ende der Welt liegen, aber die Vepflegung ist Ia ….. gutes Fleisch, gute Weine, ausgefallene Salate, z.B. Ceviche, Grünzeug kommt aus dem organischen Garten , nicht immer der gleiche Kram , und:  phantastische Desserts! Eis, verschiedene Kuchen ( u.a. LUCUMAkuchen, Lucuma ist eine Art Sapotí ) und irre Mousses, Avocado mit Sahne und Calafatemark………..yummy!

Internet nur über Satellit, Strom per Generator, kein Handyempfang (super), Heizung (wichtig!) per „Fernwärme“….d.h. draußen steht ein großer Holzstoss und ein Ofenschlot, der immer qualmt! In Sichtweite die Pferdekoppel mit sehr schönen u.a. vielen gescheckten Pferden. Und abends lief uns ein Fuchs über den Weg, total unbekümmert, wie der Hofhund, die Tiere wissen, dass ihnen keiner nachstellt.

Am Morgen ein Ausflug mit unserem Guide LALO in den Park. Mit dem Auto fahren wir die <attractions> an, die Seen  Nordenskjöld und Sarmiento, den Wasserfall Salto Grande, der Wind pfeift orkanartig über die Ebene,  die Berge immer im Hintergrund – schliesslich zum Lago GREY, kleiner Fußmarsch u.a. über eine wacklige Hängebrücke.

Dort erwarten uns ein ebenso wackliger schwimmender Holzsteg, hohe Wellen und ein Bootchen, das uns zum Ausflugsschiff bringt, dagegen war der Katamaran aber LUXUS! Bis dahin sind wir schon mal ziemlich nass, brrrrrrrr…..!

Als alle verstaut sind mit Volldampf zum Grey – Gletscher, über den kleinen Äppelkahn schlägt die Gischt, draußen aufhalten unmöglich, und einige Leute werden leicht grün im Gesicht. Vor dem Gletscher dreht er dann bei, und wir können raus zum „Aaaaah“ und „Oooooh“, immer präsent die Paine – Berge, zusammen mit dem blauen und weissen Gletscher, das hat schon was. Kaum Eisberge, aber trotzdem schön, und wieder anders als in Argentinien! Fotos – Fotos – Fotos!

Rückkehr MIT den Wellen und somit weniger nass, Marsch durch ein Stück Urwald mit umgestürzten Bäumen, Rumpelfahrt zurück zum Hotel, dort verabreden wir mit den Guides für den nächsten Tag einen Ausflug zu Pferd an die „Torres“ heran! Aber …..  morgens ein Blick aus dem Fenster…. es giesst! Nass auf nassen Pferden, neee, das bringt’s nicht, wir switchen um zur nachmittäglichen AONIKENK – Tour, zu den Höhlenzeichnungen der Ureinwohner.

Das Wetter hat sich bis dahin beruhigt, und wir fahren über die Hoppelerdstrassen bis zu einemPunkt X  im Gelände, wo uns der Fahrer ablädt und wir tippeln müssen. Hmmmm…? Was bleibt mir übrig…. Irgendwann zeigt Lalo auf einen Berg  – etwa 100 km entfernt – und sagt freudestrahlend:  DA müssen wir hin!!! Ohnmacht! Für sowas fehlt mir eigentlich jeglicher Ehrgeiz, aber mitgehangen – mitgefangen, es geht über Stock und Stein, über Guanacoschädel und -skelette in Richtung Berg! Lebenden Guanacos scheint es hier zu gefallen, es gibt sie rundrum in Massen. Genau wie die kleinen Strausse! Putzige Biester!

Der Wind pfeift, und es ist ungemütlich. Aber auch schön. Still – bis auf das Heulen des Windes. Alles in allem tapern wir etwa 10 km durch die Steppe, die Höhlenzeichnungen sind sehr sparsam, aber trotzdem ein interessanter Marsch mit geologischen Erläuterungen vom heimischen Doktor Werner und Fotos der patagonischen Flora, die trotz mikroskopischer Ausmaße sehr hübsch ist!

Die Vegetation ist echt interessant, schade, dass ich keine Biologin bin! Moose, Flechten, viele stachlige Sträucher, kleine Kissen, manche mit winzigen unscheinbaren Blüten, eine Art Edelweiss, und natürlich Berberitzen! Und:  auf den Wiesen um das Hotel wuchsen Champignons, ich bin fast sicher! Wie früher in Deutschland auf den Pferdewiesen!!

Nach drei Tagen geht es zurück in die Zivilisation, wieder auf dem Landweg, nach El Calafate, wieder ins LOS ALAMOS. Noch ein bisschen Shopping im „Dorf“, viel gibt es eh nicht, höchstens viel Kitsch, ein gutes Abendchurrasco im „Mi Viejo“ und dann am Sonntag –  18. März 2012  –  zurück zum Airport und Flug nach Buenos Aires, wo wir gegen Abend einschweben. Am Airport  mache ich mir erst mal das Vergnügen, die gräßliche dicke Jacke loszuwerden. Ich hänge sie über den Mülleimer und keine fünf Minuten später rollt einer mit der Mülltonne herbei, ein kurzer Rundumblick, schwupps, Deckel auf, Deckel zu, weg ist sie! Sicher meint er, ein Schnäppchen zu machen, sorry, ist nix drin. Aber ich bin das häßliche Ding los und habe wieder Platz im Koffer!

Fortsetzung folgt!

Serra Verde Express, von Curitiba nach Morretes

Schon immer war mir die Fortbewegung auf der Erde lieber als in der Luft, und Zugfahren finde ich sehr entspannend, besonders wenn es durch so eine faszinierende Landschaft wie die Mata Atlantica, den brasilianischen Küstenurwald, geht!

Am 26. Februar 2012 sind wir also nach Curitiba gefahren, haben dort ein bisschen Sightseeing gemacht, uns und das Auto dort in ein bahnhofsnahes Hotel (mehr schlecht als recht) einquartiert und sind am 27.2. dann zur großen Fahrt aufgebrochen, beginnend mit schnellem Frühstück und Fussmarsch zum Bahnhof.

Dort warteten schon Touristen aus aller Herren Länder, anscheinend ist die Strecke ein Renner. Und es gibt ja viele „train spotter“ auf der Welt, siehe David! Deutsche natürlich wieder stark verteten, fuhren aber selbstverständlich in den teureren Klassen, wir begnügten uns mit dem „turistico“ für 74 Reais!

Ein italienischer Scherzkeks:

http://www.curitiba-parana.de/?Zug_Curitiba_Paranagua

Daneben gibt es noch die classe economica für 57 Rs., die classe executiva für 107 und die camarotes ab 332 Rs. (4 Pers.), aber uns genügte die Touristenklasse mit Führer, einem Getränk und einem Snack inklusive! Die Sicht ist für alle gleich!!!

Um 8.15 h Abfahrt ab Rodoferroviária, man musste eine halbe Stunde vorher dort sein und der Zug fuhr auch – für brasilianische Verhältnisse – ungewöhnlich pünktlich ab. Zuerst meilenweit durch Curitibas Vororte, nicht immer ein schöner Ausblick auf die bagunça aber eben normal…………

Unser Führer war Jefferson KERN, deutsche Vorfahren, kein deutsch außer vielleicht <guten Tag>, aber netter junger Kerl. Machte uns mit der Geschichte der Bahn vertraut, die recht abenteuerlich ist!

Die 150 km lange Strecke ist eine Herausforderung für die Ingenieure gewesen, ein Höhenunterscheid bis zum Meer von 950 Metern, z.T Gefälle bis zu 3,3 %,  13 Tunnels, 67 Brücken und Viadukte, das Ganze 1885 fertig gestellt,  innerhalb von fünf Jahren gebaut, erst durch eine französisch-belgische Gesellschaft, als die aufgaben dann von den Brasilianern selbst.

Wenn man die Ausblicke aus schwindelnder Höhe sieht kann man sich vorstellen, wie schwierig der Bau war! Und das Eingangsfoto sagt mehr als Worte!

Der Zug zuckelt die meiste Zeit recht beschaulich durch die Landschaft, wunderschöne blühende Bäume, Ipê, lila-rosa-weisse Manacá da Serra, eine weisse Irisart, Palmen und Unmengen Baumfarne in imposanten Größen. Nebelschwaden in den Bergen, Wasserfälle, und wenn man auf die gefahrene Strecke zurückblickt bekommt man manchmal weiche Knie, wenn man sieht, wie die Schienen am Berg kleben!

Gegen 11.15 h laufen wir im Kolonialstädtchen MORRETES ein, einem kleinen Kaff, an einem Fluss gelegen und mit einigen Relikten aus der Bauzeit der Bahn! Und sehr viel wärmeren Temperaturen!

Zurück nach Curitiba kann man mit dem Bus fahren, leider war keine Zeit für die alte Strasse, Estrada da Graciosa,  die sehr schön sein muss, so waren wir in anderthalb Stunden über die Autobahn wieder in der Großstadt und konnten noch „die Kurve kratzen“ und zu zivilen Zeiten zu Hause sein. Die Autobahn BR 101 bei Nacht ist nicht gerade ein Zuckerschlecken, Kamikaze -LKWs, Autos und Motorräder ohne Licht, Esels- und Pferdekarren auf dem Randstreifen, „sparsame“ Markierungen!

Ein schöner Ausflug, besonders für Zugfanatiker. Mit mehr Zeit hätte man noch die Ilha do Mel und die Küstenstädte sehen können…….more luck next time!

Feliz Ano Novo………………………..2012


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